Unternehmer

Unternehmer

ISBN 978-3-937676-01-2
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Sind Unternehmer Ausbeuter? Sind Unternehmer verantwortungslos, egoistisch, einfallslos, gierig und dekadent? Mitnichten: Tanken Sie mit diesem Buch in nur einer Stunde die richtigen Argumente.

Vorurteil Nr. 1
Unternehmer sind Egoisten.

Vorurteil Nr. 2
Unternehmer sind Manager.

Vorurteil Nr. 3
Unternehmer sind Ausbeuter. Sie missachten ihre Mitarbeiter und schaffen zu wenige Ausbildungsplätze.

Vorurteil Nr. 4
Unternehmer zahlen keine Steuern. Entweder tricksen sie beim Finanzamt oder verschwinden gleich nach Liechtenstein.

Vorurteil Nr. 5
Unternehmer drücken sich vor gesellschaftlicher Verantwortung.

Vorurteil Nr. 6
Unternehmer sind bequem. Sie investieren viel in Werbung und wenig in Service und Fortschritt. Deutsche Innovationen werden im Ausland zu Produkten.

Vorurteil Nr. 7
Unternehmer lieben Luxus und Verschwendung.

 

Leseprobe:

Ein Unternehmer ist die Hauptperson einer berühmten Szene der Weltliteratur, und  zwar ein durch und durch sympathischer.  Mark Twain beschreibt in «Tom Sawyer», wie dieser quirlige und gar nicht artige Junge den Zaun seiner strengen Tante Polly anstreichen muss, weil er etwas ausgefressen hat. Mürrisch fängt er an. Doch dann, als der erste Freund auftaucht, kommt ihm, wohl eher aus Peinlichkeit und Sorge vor dessen Schadenfreude, der Gedanke, ihn an der lästigen Strafarbeit zu interessieren – durch vorgetäuschten Eifer. Das Unternehmen gelingt: Der Freund zahlt sogar dafür, auch einmal malen zu dürfen. Kurz darauf folgen auch die anderen Jungs. Tom erlaubt es ihnen unter der Bedingung, dass jeder eine bestimmte Fläche ordentlich fertig stellt und zusätzlich eine Glasmurmel zahlt. Am Ende sehen wir nur glückliche Menschen: Tom, der in Hochgeschwindigkeit eine sauber erledigte Strafarbeit abliefert und Eigentümer neuer Schätze geworden ist, eine erstaunte, glückliche und von ihm eingenommene Tante und schließlich viele, mit ihrer Anstreich-Erfahrung beglückten Kunden. 

Weil diese Geschichte so beispielhaft für unternehmerische Initiative, Fantasie und deren Umsetzung ist, soll sie uns in der kommenden Stunde das Denken und Handeln von Unternehmern näher bringen. Dann wird sich zeigen, ob die üblichen Vorurteile gegen Unternehmer ihre Berechtigung haben. Hat das Unternehmersein vielleicht doch etwas mehr mit einer Einstellung zum Leben zu tun, als mit sozialer Kälte, Steuerspartricks, dicken Autos oder Champagner? Tom jedenfalls ist ein unternehmerischer Typ, ein Mann mit Initiative.

In der großen DNS-Lotterie des Geborenwerdens gibt es ein besonderes Los: das Unternehmer-Gen. Ob es Fluch ist oder Segen, soll jeder selbst beurteilen. Fakt ist: Tom Sawyer hatte dieses Unternehmer-Gen, ebenso wie Bill Gates, Dietmar Hopp, der Blumenhändler an der Ecke, der Start-Upper in Berlin-Mitte. Unternehmer sind die aktivsten und kreativsten Mitglieder der Gesellschaft. In Deutschland sind es mehr als drei Millionen Menschen. Sie erfinden, verkaufen und schaffen, sie engagieren sich, brennen für ihre Ideen, sie geben Millionen Menschen Arbeit und ermöglichen mit ihren Steuern den Sozialstaat. Sie sind kontrollierte Egoisten, die im Rahmen der Gesetze ihre eigenen Interessen verfolgen und damit gleichzeitig die Interessen der Allgemeinheit verwirklichen. Ohne Unternehmer würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Sie sind unentbehrlich. Dennoch sind Unternehmer heute unbeliebt wie noch nie. Das zumindest ist der Eindruck, den viele verbreiten: Unternehmer verlagern ihre Produktion ins Ausland; sie setzen vermehrt auf Leiharbeiter; sie tun alles, um Tarifverträge zu umgehen; sie hinterziehen Steuern; sie schaffen ihr Geld ins Ausland; sie fordern Sozialabbau; sie drohen, stänkern und zetern – und am Ende profitieren nur sie selbst. Unternehmer sind in der Öffentlichkeit von Vorbildern zu schlechten Beispielen geworden. 

Dieses gefühlt miese Ansehen bekommen die Unternehmer auch noch schriftlich von der Wissenschaft, und zwar vom Meinungsforschungsinstitut Allensbach. Anfang der neunziger Jahre hatten nur 23 Prozent der von den Demoskopen befragten Deutschen den Eindruck, das Ansehen der Unternehmer habe gelitten. 2008 waren es 53 Prozent. Die Mehrheit der Deutschen hat inzwischen eine schlechte Meinung von Unternehmern. Schlimmer noch: 69 Prozent glauben, dass in den Führungsetagen der Wirtschaft generell ein Verfall von Anstand und Moral zu beobachten ist. Und 74 Prozent der Befragten meinen sogar, dass die Interessen und das Wohl der Bürger die Wirtschaft nur peripher interessieren. Ein vernichtendes Urteil. Unternehmer  werden ganz offensichtlich den Erwartungen der Bürger nicht gerecht. Sie gelten heute mehr denn jemals zuvor als rücksichtslose Egoisten, als Ausbeuter ihrer Angestellten.

Warum? 

Eine Klarstellung vorweg: Die Öffentlichkeit sagt «Unternehmer», meint «Manager». Hier liegt ein fundemantales Missverständnis vor. Ein Uternehmer riskiert sein Kapital, bisweilen seinen Lebensentwurf für eine Idee. Er geht volles Risiko. Der Manager einer Aktiengesellschaft dagegen ist ebenso Angestellter wie der Geschäftsführer eines Blumenladens. Sie sind abgesichert. Im schlimmsten Fall erfolgt eine Kündigung. Aber ein nennenswertes Lebensrisiko gehen Manager nicht ein.

Eine weitere wichtige Antwort: Unternehmer und Normalbürger haben sich entfremdet. Sie wissen heute weniger voneinander als früher. Denn je mehr sie von einander wissen, desto mehr schätzen sie sich, desto weniger Ressentiments entstehen. So sind Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit Allensbach zu Folge die wichtigsten Erwartungen der Deutschen an Unternehmer, gefolgt von Kompetenz, Zukunftsorientierung, der überzeugenden Wahrnehmung der Vorbildfunktion und Verständnis für die kleinen Leute. Aber nur 34 Prozent bescheinigen Unternehmern im Allgemeinen hohe Kompetenz. Und nun das Erstaunliche: 62 Prozent der Beschäftigten bestätigen genau diese Kompetenz dem Leiter des eigenen Unternehmens. 40 Prozent attestieren Unternehmern Verantwortungsbewusstsein, aber   65 Prozent dem Leiter des Unternehmens, in dem man selbst arbeitet. Egoismus, Gier oder mangelndes Verständnis für die Bevölkerung lautet der pauschale Vorwurf, aber der gilt kaum dem eigenen Chef.  

Das heißt: Je mehr man über einen Unternehmer weiß, je näher man ihm ist, desto mehr Verständnis, aber auch Respekt und Achtung bringt man ihm entgegen. Darum soll es hier gehen: Dem Unternehmer näher kommen, Vorurteile durch Fakten entkräften. 

Der erste und vielleicht wichtigste Vorwurf an Unternehmer lautet, sie seien Ausbeuter, skrupellos darin, den eigenen Profit zu maximieren und ihre Angestellten auszunehmen. Der Verdacht: Der Unternehmer ist der Einzige, der profitiert. Er ist clever genug, um andere übers Ohr zu hauen. Unternehmertum an sich ist unmoralisch.  

Stimmt das? 

Bei Tom Sawyer stand wie bei allen erfolgreichen Unternehmern am Anfang die Idee zur Lösung eines Problems, eine Geschäftsidee. Geschäftsideen sind Umwandlungen an sich bekannter oder noch herzustellender Dinge in Kundenwünsche. Solche Ideen  funktionieren, indem sie Produkte oder Leistungen zu verschiedenen Zeiten völlig unterschiedlich zu sehen, unterschiedlich zu nutzen und unterschiedlich in Geld zu bewerten. Der Verdurstende in der Wüste würde seinen Goldklumpen für ein Glas Wasser hergeben. Kaum gerettet, würde er den Wasserverkäufer einen Wucherer nennen. Der hier überzeichnet dargestellte Bewertungsunterschied ist der so genannte Rohgewinn, aus dem der Unternehmer alle seine Kosten, die Löhne, sein Material bezahlen kann. Wenn das gut geht, dann bleibt darüber hinaus etwas für ihn übrig, was landläufig als Gewinn verstanden wird.  

Gewinn ist nie eine feste Größe, anders als Löhne oder Material, sondern immer nur Ergebnis seines gesamten Handelns. Und dieser Gewinn ist nur interessant, wenn er am Ende höher ausfällt als der Zins auf dem Sparkonto. Warum sollte sonst ein Mensch ein unternehmerisches Risiko eingehen? Man sollte sich deshalb nie von Milliardengewinnen großer Firmen beeindrucken lassen, sondern sie immer als Prozentwert auf die eingesetzte Investition hinterfragen.  

Ist Tom Sawyer ein Ausbeuter, weil er seine Freunde dafür bezahlen ließ, seine Strafarbeit zu machen? Sicher nicht, denn keiner ist zu Schaden gekommen. Hat er sie hinterhältig ausgenommen? Nein, denn sie haben freiwillig für etwas bezahlt, was sie haben wollten. War dieses Geschäft unmoralisch? Ganz und gar nicht, denn für alle Beteiligten waren froh. 

Man mag es nicht gerne hören, aber: Hätte  Tom Sawyer an die Hilfsbereitschaft der Freunde appelliert, hätten nur wenige mitgemacht. Und denen wäre er auch noch verpflichtet gewesen, hätte also Schulden gehabt. Ob der Zaun pünktlich fertig geworden wäre, ist eher zu bezweifeln. Der Appell an die Solidarität bleibt fürs tägliche Geschäft ein Traum.  

Nun sind in der freien Wirtschaft die Verhältnisse manchmal etwas komplizierter. Dazu gehört auch, dass manche Arbeitgeber sich nach Kräften bemühen, ihren eigenen Nutzen zu maximieren – auf Kosten ihrer Mitarbeiter. Es wäre allerdings ein Fehler, aus diesen Ausnahmen eine Regel zu konstruieren. Nicht die meisten Unternehmer handeln so, sondern die wenigsten. Es gibt in unserer Sozialen Marktwirtschaft viele lang erprobte und oft ziemlich komplizierte Regeln, die einen Interessenausgleich zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herstellen. Diese Regeln sind nicht perfekt, aber so umfassend, dass sie der Schaffung neuer Arbeitsplätze und dem Wachstum der Volkswirtschaft bisweilen im Wege stehen.